Passerelle des Deux Rives

In kühnem Bogen die Grenze überspannen: die Passerelle des Deux Rives ist ein eleganter doppelter Bogen über den Rhein. Sie verbindet Deutschland und Frankreich, Kehl und Strasbourg: für Fußgänger und Radfahrer.

In der beginnenden Dunkelheit wimmelt es hier von Menschen. Auf beiden Seiten der Brücke gibt es ausgedehntes Parkgelände. Familien picknicken, auf der französisches Seite hat jemand ein offenes Feuer entfacht. Jogger queren die Brücke mit ernsthaftem Eifer und bepackte Radfahrer arbeiten sich die Steigung hinauf.


In der Mitte der Brücke verbindet eine Plattform die beiden Bögen. Sie schwebt fast genau über der Grenze. Fahrräder lehnen am Geländer, Rucksäcke an den Füßen der Bänke. Wortfetzen aus einem halben Dutzend verschiedener Sprachen flattern durch die warme Abendluft.
Die olivfarbene Schönheit zofft sich mit ihrem langbeinigen Kerl, zeigt ihm einen Stinkefinger und wandert davon, stolz wie eine Königin. Dann überlegt sie es sich: der Abend ist zu schön. Sie dreht sich um, und kommt erst radschlagend, dann mit einer Reihe Handstand mit Überschlägen zu ihm zurück. Breit grinsend landet sie direkt vor ihm.
Irgend jemand beginnt leise zu singen, etwas Melancholisches, Arabeskes. Räder surren. Glocken tönen vom Turm der St. Johannes Nepomuk.

Der Pariser Architekt Marc Mimram entwarf diese Brücke anlässlich der grenzüber-schreitenden Gartenschau 2004. Seitdem steht die Brücke für den Frieden in Europa.

In der Dämmerung heute Nacht verbindet die Brücke mehr als ein paar Staaten.
Gerade jetzt ist hier Multikulti entspannte Selbstverständlichkeit. Alle hier teilen sich die Schönheit dieser Brücke, das schimmernde Wasser, das duftende Gras, die blaue Stunde.
Über Grenzen denkt gerade keiner nach. Morgen ist ein anderer Tag.

Die Passerelle de Deux Rives habe ich nicht gesucht, ich kannte sie nicht. Sie hat mich gefunden. Und mir eine Geschichte erzählt darüber, wie die Dinge sein könnten.
Tolle Fotos, die die Schönheit der Brücke gut in Szene setzen.
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